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Cake day: June 22nd, 2024

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  • Interessante Fragen. Da kommt gleich nochmal ein langer Text, wenn zu viel, lies einfach die kurzen Absätze :)

    Mit der Motivation ist es ganz unterschiedlich je nachdem wohin du schaust.

    Beispiel München: Hier gab es ein aktives Kernteam das verwaltet hat, Infostände organisiert und Co. Mit den Artikel 13 Demos kamen dann einige neue und sehr Leute hinzu. Schnell scharrten sie sich um zwei Leute: Einen BWL Studenten der sehr liberal orientiert war, etwas zu liberal für die Piraten (hier Justus genannt), aber er organisierte sehr viel und sein Elan wurde gleich willkommen geheißen. Dann eine Gruppe aus dem “diversity” die sich auch an einer motivierten Person sammelte (hier: Mia), die sehr stark links orientiert war. Weil die beiden viel erledigten zog sich das bisherige Kernteam dankbar etwas zurück und zeitweise war dann richtig viel los. Schöne Aktionen wie die Beerdigung des Internets, Demos, Youtube auftritte und mehr. Bei manchen Themen und in Folge dann auch bei manchen Aufgaben gerieten die beiden aneinander. Zwar ganz zivilisiert, aber doch zerrte es an beiden. Dann merkte Justus, dass die Piraten doch dem liberalen Gedanken Grenzen setzen wo es um Menschen geht, das Studium verlangte mehr Zeit und er zog sich zurück. Mia zog nur kurz darauf weg und alle Aufgaben blieben plötzlich wieder beim Kernteam hängen + weitere die die beiden geschaffen hatten. So viel, dass einer Burnout bekam. Leute vom Kernteam brachen weg und wegen der Überlastung kam keiner dazu die Leute ohne Bezugsperson zu binden und so ist in München gerade nicht viel los und die Motivation, bei Leuten die nur lokal gebunden waren, angeschlagen.

    Das als Anekdote, damit du vorbereitet bist mit zwei wichtigen Lehren: In einer Partei treffen immer Ideologien aufeinander. Wichtig ist Leute zu finden die auch (kleine) Kompromisse eingehen um gemeinsam etwas großes zu erreichen. Und wichtig ist nie zu viele Aufgaben auf einmal zu übernehmen, jemand der stetig etwas beiträgt ist hundert mal wertvoller.

    In Nürnberg hingegen kam Lukas Küffner durch Artikel 13 hinzu, hat auch viele Leute motiviert, hat das Wahlrecht ab 16 für EU Wahlen erklagt und die motivierte Gruppe hat dann die Bucht aufgebaut, die neue Piratenzentrale Bayerns und vor Ort wird kräftig in der Lokalpolitik mitgemischt oder auch bis in die EU Ebene unterstützt. Lukas hat vieles beigetragen und war auch im Vorstand, aber hat richtig erkannt, wann er dann etwas zurücktreten musste und der frische Wind und die Motivation vor Ort sind erhalten geblieben.

    In Dresden habe ich es nicht so direkt mitbekommen, aber dort ist auch eine junge dynamische Truppe um Anne Herpertz unterwegs, die reichlich für frischen Wind gesorgt hat, stark gegen Rechts auf die Straße geht und im Stadtrat gut vertreten ist.

    Online ist die Motivation aktuell sehr gut, siehe auch letzter Absatz.


    Wie steht es um die Einigkeit?

    Hier gibt es zwei Aspekte: Politische Meinung und Zusammenarbeit

    Bei der Politischen Meinung gibt es natürlich viel was die Partei verbindet, Bei den Kernthemen Datenschutz und Transparenz, Würde und Teilhabe sind sich alle einig. Je weiter man davon abkommt, desto häufiger kommen Diskussionen auf. Das macht eine gesunder Partei auch aus.

    Falls dich interessiert worüber diskutiert wird: Sollen Rüstungsgüter nach Israel exportiert werden dürfen? Die AG Außenpolitk unterstützt Israel bedingungslos wie der Deutsche Staat. Die Partei hat im Grundsatzprogramm “Zwischenstaatliche wie auch asymmetrische Konflikte wollen wir möglichst mit friedlichen Mitteln lösen und den Einsatz von militärischer Gewalt vermeiden, da die Probleme damit nicht langfristig gelöst werden können.” [Eine Ausnahme dafür wurde für die Ukraine wegen des Verteidigungskriegs beschlossen[(https://wiki.piratenpartei.de/Positionspapiere/Positionierung_zum_Angriffskrieg_Russlands_auf_die_Ukraine), doch nicht für Israel und so kommt die Wahl-O-Mat Antwort “Nein, keine Waffenlieferungen an Israel” zustande. Produktiver noch entwickelt z.B. die AG Energiepolitik immer weiter neue Ideen um Energie unabhängiger und umweltfreundlicher zu erzeugen und zu verteilen.

    Die Zusammenarbeit: Wunderbar :)

    Hier gab es auch vom Hype noch Nachwirkungen (Kann ich gerne ausführen, aber der Text ist schon zu lang ^^). Seit zwei Jahren nun haben wir Vorstände unter denen es einfach klappt, die Bundespresse wurde neu aufgezogen mit einem Team, das toll zusammenarbeitet, die IT, die vorher an einem einzelnen Mann hing hat nun ein großes Team aufgegriffen und Arbeitsgruppen werden nach und nach wiederbelebt.


  • Hallo sp3ctre,

    Finde ich cool, dass du mt dem Gedanken spielst. Aktive Parteimitglieder gibt es viel zu wenige in allen Parteien.

    Ich bin seit 2009 Mitglied bei den Piraten und hab alle Höhen und Tiefen mitgemacht.

    Vieles hat sich in der Zeit natürlich geändert. Die Geschichte wie ich sie erlebt habe kann ich dir gerne ausführlicher beschreiben. In alle Kürze: Bunter Start, Höhenflug und Absturz, Konsolidierung bis von ca einem Jahr und nun ein fleißiges Kernteam mit vielen Aufgaben und einige inaktive Mitglieder von damals. In einigen Städten ist viel los. Nürnberg, Dresden gegen rechts, und mehr.

    Hier als mal eine Perspektive was du aktuell erwarten kannst.

    Bei den Piraten bist du sofort voll mit dabei. Anders als andere Parteien gibt es bei uns Basisdemokratie, d.h. du darfst genau so viel mitbestimmen wie jedes andere Mitglied außer der gerade gewählte Vorstand. Du kannst auch einfach mal reinschauen. Arbeitssitzungen und co sind offen für jeden, auch auf den Parteitagen sind Gäste immer willkommen (ich kann dir gerne schreiben wenn feststeht, wo der nächste stattfindet) Stammtische gibt es aktuell je nach Region nur in größeren Städten.

    Gesucht werden Leute die: Pressemitteilungen schreiben, das Programm weiterentwickeln, Demos organisieren, Unterschriften sammeln, Grafiken entwerfen, Verwaltungsarbeit machen, die IT betreiben, in Kommunalparlameten mitwirken, Wahlprüfsteine beantworten, Juristen für Klagen, Plakatieren usw. Aufgaben gibt es unzählige und Hilfe ist immer willkommen, welche Fähigkeiten du auch hast, in einer Partei kannst du sie einbringen und wirst dafür geschätzt.

    Ich hab in der Zeit einiges davon gemacht und viele tolle Dinge erlebt. Sei es die Stimmung als 2011 aus ganz Europa Piraten nach Berlin kamen und dann die 9% geholt wurden. Sei es Hilfe bei der Piratensicherheitskonferenz, Städte kennenlernen, wenn man mal beim Unterschriftensammeln hilft, Vorträge von beeindruckenden Leuten, eine Linux-Install-Party organisieren, Patrick Breyer im EU Parlament besuchen und vieles mehr.

    Einiges davon hat mir auch geholfen mich weiterzuentwickeln. Leute ansprechen lernt man beim Unterschriftensammeln wunderbar und die entstehenden Diskussionen haben mir auch immer Spaß gemacht.

    Falls du also Lust hast mal reinzuschnuppern, schreib mir gerne und ich steh dir Rede und Antwort.



  • Da kommt es dann ganz auf das Medium an denke ich. Und sicher war in dem Beireich auch die Arbeit des Social Media Teams nicht immer ideal.

    Über Facebook, Instagram und Co kann ich nicht viel sagen, da bin ich nie unterwegs gewesen. Ich erinnere mich aber vom Facebook Team vereinzelt Beschwerden gehört zu haben, aber da ich nichts konkretes mehr weis, würde ich mal davon ausgehen dort war es großteils fair.

    Auf Twitter habe ich nichts von Einschränkungen gemerkt, bis kürzlich.

    Auf Reddit war das schon anders. Dort im /r/de subreddit gibt es einen Moderator Marktplatz, der die Piraten nicht mag und die Regeln sehr viel strenger oder gedehnter angewendet hat als bei anderen Parteien. Da wurde dann ein Beitrag entfernt, der eine Grafik der Abstimmungsergebnisse zur Chatkontrolle zeigt weil in der Ecke klein die Piratenflagge war. Zahlreich wurde zeitgleich teils direkte Wahlwerbung anderen Parteien zugelassen. Oder es wurde ein Artikel über die Wahl des Spitzenkandidaten der FDP zugelassen, aber zu den Piraten dann nicht da Modzitat “Über die Wahlen anderer Parteien wird nicht durch die Parteien selbst berichtet”. Als darauf ein Dritter den Artikel nochmal einreichte wurde er wegen Dopplung gelöscht… Dann gab es z.B, die Regel nur kuriose Plakatbilder zuzulassen. Die PARTEI hat dann natürlich alles geschwemmt. Piratenplakate aber waren nicht zugelassen. Von mir sowieso nicht, ich bin ja Mitglied, aber auch von anderen nicht weil “nicht kurios” genug. Irgendwann wurden dann auch meine Kommentare gesperrt mit Schattenbann, ich habe anderen Mods geschrieben und der Bann aufgehoben und die Regeln wieder neutraler angewandt, dann wurde es wieder schlimmer und schließlich habe ich aufgegeben mich zu irgendeinem politischen Thema auf Reddit zu äußern. Die “kurios” Regel steht übrigens bis heute.

    Das war dann auch mein Hauptmotivator zu Lemmy zu wechseln. Hier fühle ich mich viel wohler. Die Moderation ist fair und moderat, die Leute allgemein viel freundlicher und Diskussionen dann auch gleich viel interessanter :)


  • Ich bin aktives Mitglied und ja die Wirrköpfe sind (zu 99%) wieder ausgetreten.

    Es gibt ziemlich viel tolle Arbeit von den Arbeitsgruppen und Leuten vor Ort (AG Energiepolitk, Demos gegen Rechts in Dresden, Patrick Breyer mit Aufklärung über Chatkontrolle und die Going Dark Gruppe, …) Die gibt es auch schon lange und kontinuierlich. Doch wie @Obelix@feddit.org so schön schrieb sprangen die Medien um von “Hype” auf “Zerstörung” und dann noch schlimmer auf Nichts. Da gab es Aktionen wie dass eine Gruppe Piraten nur mit Protestschildern bekleidet durch die Stadt ging und gegen den gläsernen Bürger protestierte. Keine einziger Artikel.

    Es gab die Demo gegen das neue Polizeiaufgabengesetz die die Piraten in Bayern organisiert haben. 40.000 Teilnehmer, damals die größte Demo seit Ewigkeiten (bald darauf getrumpft von FFF) und in der Presse? Ein paar Artikel, und ich glaube in tatsächlich in keinem wurden die Piraten erwähnt.

    Oder die Arbeit der Piratenfraktion NRW,
    hier als schickes Video: https://youtu.be/t0f5f-Kchms
    Und hier von einer neutralen Quelle: https://correctiv.org/ruhr/2017/03/29/piraten-in-nrw-was-haben-sie-bewegt/

    Kaum etwas davon ist durch die Presse an die Öffentlichkeit gekommen.

    Wenn andere Parteien unser Programm übernehmen und dafür eintreten haben wir auch gewonnen. Z.B. die Linke beim Digitalprogramm, auch wenn das mit dem dafür Eintreten noch nicht so ganz klappt. Ich bin froh, wenn es die Piraten mal nicht mehr braucht, (Auch wenn ich die Parteitage und die Parteiarbeit vermissen werde) doch momentan sind wir weit entfernt davon.

    Den Namen ändern können und wollen wir nicht, denn wir sind stolz darauf Teil der internationalen Piratenparteien zu sein. Das Branding? Sehr aufwendig und ich fürchte da liegt der Hund nicht begraben.

    Wir machen also weiter, siehe z.B. den Vortrag der AG Energiepolitk heute den ich hier auf Feddit verlinkt hab, und treten da für unser Programm ein, wo wir es können (Stadträte, Hinweise an den tschechischen EU Abgeordneten, Demos …)



  • War es eventuell der Link direkt auf der Homepage? Da war Mitte Januar noch einer prominent platziert. Hier im Web Archive.

    Das Wiki ist der ideale Anlaufpunkt, wenn man sich darin zurechtfindet ;)

    Die Umstände haben diesmal auch ein paar motivierten Aktiven den Wind aus den Segeln genommen. Nach der Ankündigung der vorgezogenen Wahl Mitte November wurde ursprünglich gesagt man könne nur bis 16.12. Sammeln. Das wäre gänzlich unmöglich gewesen und so haben teils Landesverbände gar nicht erst aufgestellt. Dann die Verlängerung bis 20.01 und manche haben sich noch ins Zeug gelegt. Wir haben daraus gelernt für die nächste verkürzte Wahl und werden einfach so tun als gebe es keine Fristen bis sie dann vor der Tür stehen.

    Auf jeden Fall nochmal danke dir für den Aufruf und die Antwort! Wenn du mal in der Partei aktiv werden willst (oder einfach mal reinschauen) bzw Fragen hast kannst du mir gerne jederzeit schreiben.


  • Hi, kannst du mir sagen wo du die Formulare angefragt hast und wann ca? (Gerne auch privat) Dann frage ich mal nach. Ist natürlich zu spät für 2025, aber die nächste Wahl kommt und dann soll das laufen.

    In Bayern haben wir Formulare an alle Mitglieder geschickt, kostenfrei rücksendbar. Rückläufer waren im Einstelligen Prozentbereich. Die 1010 gültigen die gesammelt wurden kommen zu 80% von ca 20 aktiven Leuten.

    Wenn jemand wie du die Initiative ergreift (Danke!), dann ist das wichtig und macht einen großen Unterschied für uns! Wenn nur 50 Leute einmal beim Event mit Freunden/Bekannten fragen wer unterstützen würde, hätte man schon die 2000 zusammen.


  • Wieso Antihaltung? Er ist dafür, dass seine Wünsche in der Politik umgesetzt werden, was nun mal bei einigen Themen nicht in den Programmen der Parteien mit Balken steht.

    Es gibt auch einige parlamente Weltweit, die keine 5% Hürde haben und dennoch nicht daran scheitern eine Regierung zu bilden und Poltik zu machen. Im Gegenteil, trotz der 5% Hürde brauchen wir hier historisch gesehen recht lang. An Nachbarstaaten gibt es Dänemark (2%) und Niederlande (keine) die schon lange ohne größere Hürde wählen. Da kann man natürlich über einzelne Entscheidungen diskutieren, doch die Stabilität der Demokratie ist in keinem der Länder gefährdet. In Dänemark gab es 2022 die längste Dauer zur Regierungsfinden. Sage und schreibe 41 Tage. Zur Erinnerung, wir mit 5% Hürde brauchten 2017 171 Tage und zu letzten Wahl “nur” 71 Tage. Ein Beispiel für ein Parlament ohne solche Hürde ist auch das Europaparlement, das zwar keine Staatsregierung stellt, dennoch gibt es Fraktionen denen sich die vielen kleinen Parteien anschließen und politische Entscheidungen werden ohne Unterlass und (meiner Meinung nach) verantwortungsvoller als auf Bundesebene getroffen. Auch jede größere Stadt hat keine Hürde und die Leute kommen zusammen und machen Politik.

    Der letzte Satz klingt fast ironisch angesichts der Forderung nach einer 5% Hürde. Wenn es um Bündnisse, Kompromisse und Mehrheit geht, warum nicht auch mit Kleinparteien Bündnisse schließen und Mehrheiten suchen?

    Es lässt sich auch gut beobachten, dass es gerade in stärker gemischten Parlamenten weniger das kompromisslose Verhalten gibt Anträge von XY grundsätzlich abzulehnen. (Und dann manchmal selbst wieder einzureichen, wenn man sie doch gut findet) Je weniger Parteien, desto größer die Gräben.