• D_a_X@feddit.org
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    15
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    6 days ago

    Ich habe das Gefühl, dass die meisten Vereine “vergreisen”. Es gibt noch ein paar Funktionsträger, die den Job schon seit Jahren machen. Wenn die wegfallen, wegen was auch immer, wird es eng.

    • trollercoaster@sh.itjust.works
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      6 days ago

      Das liegt leider größtenteils daran, dass personell sehr wenig nachkommt. Viele Leute sehen Vereine inzwischen nur als Dienstleister, bei dem sie gegen kleines Geld irgendwas einkaufen, an dem sie Spaß haben. So bestimmte Funktionen (insbesondere Rechner/Kassenwart) machen dank stetig zunehmender bürokratischer Auflagen leider auch echt keinen Spaß mehr. Dass der geschäftsführende Vorstand persönlich haftbar ist, macht das Ganze noch zusätzlich unattraktiv. Langfristiges Engagement ist inzwischen oft kurzfristigem und kurzsichtigem Projektdenken gewichen. Wenn man alle paar Jahre den kompletten Vorstand austauschen muss, weil Alle nach der ersten Amtszeit keinen Bock mehr haben und hinschmeißen, wird das auch irgendwann blöd, auch weil dabei sehr viel Erfahrung verlorengeht, was die so Ämter dann noch unattraktiver macht, weil man sich Alles neu erarbeiten und sämtliche Fehler sämtlicher Vorgänger selbst nochmal machen muss.

      Die Alten, die viele Vereine am Laufen halten und jetzt immer schneller wegsterben, sind mit einer anderen Kultur großgeworden und hängen oft an ihrem Verein, weil sie den durchaus noch selbst mit (wieder)aufgebaut haben.

      Vereine leben vom Gemeinschaftssinn der Menschen und der ist in unserer Gesellschaft seit mehreren Jahrzehnten politisch gewollt auf dem absteigenden Ast. Ein Stück weit kann man dem im Verein durch gute Jugendarbeit entgegenwirken, aber gegen einen politisch gewollten gesellschaftlichen Trend kommt man damit trotzdem langfristig nicht an. Insbesondere nicht, wenn ein Großteil der Jugend aus unmotivierten Kindern und Jugendlichen besteht, die von ihren Eltern zwecks betreuter Freizeitgestaltung in den Verein geschickt werden, nur um sie nicht selbst an der Backe zu haben.

      • brot@feddit.org
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        6 days ago

        Ist es wirklich ein politisch gewollter gesellschaftlicher Trend? Oder doch eher die Konsequenz aus verschiedenen Themen wie sinkender Geburtenrate / weniger Jugendlichen / Vergreisung, von Ganztagesschule, von BA/MA-Umstellung mit mehr Studiendruck und verdichteter Arbeit sowie irgendwie einem Abkommen von der Vorstellung, dass die gesamte Gesellschaft organisiert sein muss?

        • Toe Tags@feddit.org
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          5
          ·
          6 days ago

          Du hast es als Frage formuliert. Einen gezielten politischen Vorsatz würde ich bei den bisher regierenden Parteien nicht unterstellen. Ja, ein kleiner Teil ist durch die schon länger sinkende Geburtenrate zurückzuführen. Hieraus wäre jedoch die Konsequenz, dass sich Vereine zusammenschließen.

          Die Ganztagsschule ist eine Ursache. Oft besteigen sich Vereine an deren Gestaltung. Die bleibenden Zeitfenster in der Woche erschweren jedoch das Engagement von Berufstätigen und nehmen den Kindern oft die Zeit neben der Schule in das Engagement huneinzuwachsen.

          Die Verdichtung von Arbeit ist nur ein kleinen Einfluss. Es sei denn, dass alle Zeiten zum Abschalten entfallen. Engageme für ein eigenes gutes Hobby, in dem man aufgeht und das man unterstützen möchte, zähle ich zur Ruhezeit von der Arbeit.

          Der Anspruch, dass alles formal organisiert sein muss, ist jedoch ein großes Hindernis.

          Oft ist es in Vereinen auch der Fall, dass der eigentliche Vereinszweck (siehe Satzung) nicht mehr im Mittelpunkt steht. Dieser sollte jedoch das gemeinsame Ziel der Mitglieder sein. So kann jeder mit seinen zur Verfügung stehenden Kräften dazu beitragen. Steht das Ziel nicht im Mittelpunkt endet das in Verwaltung von existierenden Ressourcen, als auch Menschen und verbraucht diese. Dieses Problem ist bei vielen vergreisenden Vereinen gut zu beobachten.

          • trollercoaster@sh.itjust.works
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            6 days ago

            Eine groß angelegte Entsolidarisierung der Gesellschaft ist schon politisch gewollt, um weniger Widerstand bei der Durchsetzung neoliberaler Politik zu bekommen. Deswegen werden bei entsprechenden “Reformen” ja auch immer einzelne Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt.

            Die Ganztagsschulen sind nur eine Ausprägung des Neoliberalismus. Da geht es weniger um Bildung, als um Aufbewahrung von Kindern und Jugendlichen, dass sie ihre Eltern ja nicht bei der Berufsausübung stören. Das ausufernde Helikopterelterntum mit immer mehr Verlangen nach 100%iger Kontrolle und Beaufsichtigung rund um die Uhr fördert natürlich solche Trends. Mir tun ehrlich gesagt die Kinder und Jugendlichen von heute leid, die haben so viel weniger Freiheiten und Freizeit, als ich noch hatte.

            Der durch die Politik der letzten 3-4 Jahrzehnte vorangetriebene neoliberale Umbau der Gesellschaft ist maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass sich immer weniger Leute ehrenamtlich engagieren.

            • Toe Tags@feddit.org
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              5 days ago

              Da will ich nicht widersprechen. Eine Entsolidarisierung erleichtert politische Durchsetzung von oben herab. Ich sehe das jedoch nicht als Ausprägung oder Folge durch Liberalismus. Natürlich entsteht bei einer extremen Ausprägung ein Ungleichgewicht und die Stärkeren haben ein Interesse an der Entsolidarisierung. Die Maßnahmen Ganztagsschule, Ganzagsbetreuung, Arbeiten beider Elternteile anstatt Kindererziehung schreiben sich in Deutschland anderen politischen Lager auf die Fahnen und treiben diese voran. Für Individuelle Wertevermittlung innerhalb einer Familie oder Vereinen stört.

              Gleich welcher politische Ausrichtung. Die resultierende Institutionalisierung reduziert den für ein ehrenamtliches Engagement notwendigen Raum sich auf die eigentliche Sache umzusetzen.

              Bisher ist weniger politischer Vorsatz als akzeptierte Nebeneffekt. Das kann sich mit einer absoluten Mehrheit einer Partei, von jedem politischen Rand, ändern.

        • poVoq@slrpnk.net
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          6 days ago

          Es gibt einen gewissen politisch gewollten Trend dazu Vereine die im Bereich der gemeinwohlorientierten Dienstleistung angesiedelt sind bürokrarische Hürden in den Weg zu legen und steuerliche Gemeinnützigkeit abzuerkennen usw. Oft mit dem Argument das die (kommunalen) Gelder fehlen das zu unterstützen bzw. passende Rahmenbedingungen zu schaffen (z.B. Sportplatz etc.), und das die Privatwirtschaft das doch besser könne.

          • brot@feddit.org
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            6 days ago

            Da hast du durchaus Recht - Vereine sind so ein Bereich, in dem etwas Entbürokratisierung echt nötig wäre. Es macht ja schon Sinn, dass größere Vereine saubere Strukturen haben, aber nicht jede Skatbruderschaft braucht wirklich jährliche Hauptversammlungen und einen Kassenprüfer. Und die digitalen Mitgliederversammlungen haben wir auch erst seit Corona, das war ewig ein riesiges Gehampel für Vereine, deren Mitglieder extrem verstreut leben.