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Ergebnis: Mehr als Atheisten und Religiöse gaben Agnostiker an, mit Entscheidungen lange zu zögern und zu hadern. Eine solche Unentschlossenheit ist mit Ängsten und Depressionen verbunden. Die aktuelle Studie bestätigte das: Agnostiker beschrieben sich als emotional instabiler. Außerdem suchten sie vermehrt »nach Alternativen im Leben«. Darin zeigt sich einerseits ihre ausgeprägte Offenheit, aber auch ein Hang zu Perfektionismus und Unzufriedenheit.
Das passt zu einer weiteren Eigenheit von Agnostikern: Sie neigten weniger als Gläubige und Atheisten dazu, sich selbst durch eine rosarote Brille zu sehen. Die religiösen Befragten etwa hielten sich für besonders sozial – zu Unrecht, wie frühere Studien bereits belegten. Allerdings tut eine solche verzerrte Selbsteinschätzung in der Regel eher gut. Agnostiker dagegen machen sich das Leben schwer, indem sie sich nicht so leicht zufriedengeben: nicht mit sich selbst und nicht mit einer Glaubensentscheidung.

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    5 days ago

    Ich glaube nicht, dass ein Gott existiert, und ich begründe diese Ansicht damit, dass es bisher keine überzeugenden Beweise für die Existenz von Göttern gibt. Ich persönlich bezweifle, dass es jemals welche geben wird, aber ich schließe es auch nicht kategorisch aus

    Da ist aus meiner Sicht die Frage interessant, wie du damit umgehst, dass zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse oder Thesen zu ihrer Zeit in diesem Zustand waren und erst sehr viel später überzeugende Beweise gefunden wurden. Ich hatte das Beispiel Mikroorganismen als Ursache von Krankheiten schon angeführt, weil da zwischen den ersten Thesen und der Bestätigung rund 2.000 Jahre lagen. Die Festlegung auf dem “Stand des Wissens” beinhaltet zwansgläufig eine Festlegung auf sehr viel, was sich dann als falsch herausstellt. Nicht umsonst gibt es auch den Spruch, dass wissenschaftlicher Fortschritt in Generationen stattfindet, weil erst die alte Garde ausscheiden muss, bevor neue Theorien ernsthaft untersucht und angenommen werden.

    dass die Antwort “Nein” lautet (korrigier mich, wenn ich falsch liege), die Folgefrage, warum nicht?

    Dafür gibt es logische Überlegungen, um Monotheismus zu begründen. Wenn man annimmt, dass es “Göttlichkeit” gibt, und das diese unsere sichtbare Welt geschaffen hat. Welche Eigenschaften müsste “Göttlichkeit” dann haben?

    Jede Wirkung hat eine Ursache. Wenn zwei verschiedene Ursachen einander entgegenlaufen, dann gibt es keine Wirkung, außer eine Ursache ist stärker. Stell dir vor, ein Ball liegt vor uns auf dem Boden. Er ist relativ zur Erde in Ruhe. Damit er sich bewegt, also eine Wirkung eintritt, muss eine Kraft auf ihn wirken. Wenn wir beide aus gegensätzlichen Richtungen eine gleichgroße Kraft auf den Ball ansetzen, weil wir mit unseren Füßen dagegendrücken, passiert nichts. Nur wenn eine der beiden Kräfte stärker ist, wird sich der Ball bewegen.

    D.h. also damit etwas im Universum geschieht, muss es in der Hierarchie der Ursachen eine “stärkste” Ursache geben. Weiterhin muss die Ursache unabhängig von der Wirkung sein. Wir existieren, weil unsere Eltern uns gezeugt haben. Unsere Eltern existieren aber unabhängig von uns. Ob wir geboren werden oder nicht, ändert nichts an der Existenz unserer Eltern. Genauso kann der Ball nicht von selbst bewegt werden. Ob wir gegen den Ball drücken, entscheidet nicht der Ball sondern wir.

    Die Ursache muss also außerhalb unseres Universums liegen und davon getrennt sein. In der Folge muss es einen Gott geben. Dessen Kraft ist nicht teilbar sondern es wird höchstens Kraft für andere gestattet. Da Gott unabhängig von der Schöpfung ist, muss Gott außerhalb der Schöpfung sein. Damit ist Gott auch “vor” der Schöpfung.

    Was bedeutet “vor” der Schöpfung? Unser Verständnis von Zeit basiert auf einer linearen Ursache-Wirkung Beziehungskette. Das die Zeit nur in eine Richtung funktioniert, ist entsprechend mit der Entropie begründet. Da Gott außerhalb der Zeit und des Raumes steht und eins ist, folgt die Unendlichkeit von Gott. Gott ist weder zeitlich noch räumlich begrenzt. Damit verändert sich Gott also auch nicht über die Zeit oder den Raum. Es gibt nur einen Zustand von Gott, der in jeder Zeit “gleichzeitig” ist.

    Das Konzept einer Urgottheit gibt es auch bei vielen polytheistischen Religionen z.B. in der griechischen Mythologie. Vielfach wird “Chaos” als Ursprung gesehen wird, aus dem alle weiteren Gottheiten entstanden sind. Wenn man akzeptiert, dass es einen Ursprung gibt, indem die tatsächliche Kraft liegt, dann erübrigt sich auch die Anbetung nachgelagerter Kräfte, weil deren Kraft vom Ursprung abhängt.

    Die griechische Mythologie sieht “Chaos” jedoch innerhalb der Schöpfung selbst und nimmt damit an, dass die Schöpfung selbst immer war. Nach unserem heutigen Kenntnisstand gibt es mit dem Urknall jedoch einen zeitlichen und räumlichen Anfang der Schöpfung. Einen Anfang, der singular ist. Jenseits dieses Anfangs ist Gott.

    Zu guter Letzt damit auch einige theologische Anmerkungen: Für Muslime hat Gott keine Form im Sinne unserer Vorstellung von Raum. Die Idee, dass Menschen als “Ebenbild” Gottes geschaffen wurden, lehnen wir ab. Weiterhin sehen wir Jesus nicht als “Sohn” Gottes und lehnen auch das Konzept der Dreifaltigkeit ab. Diese Konzepte stehen im Widerspruch zu den oben genannten Überlegungen.

    Ich hoffe, dass es interessant zu lesen und verständlich war. Alles Richtige stammt von Gott, alle Fehler stammen von mir. Ich finde es wichtig aufzuzeigen, dass im Islam, zumindest außerhalb von extremistischen Kreisen, die Beschäftigung mit solchen Fragen und Wissenschaft allgemein einen hohen Stellenwert haben, anstatt unterbunden zu werden. Das Streben nach Verständnis über die Schöpfung steht nicht im Widerspruch zum Glauben, sondern ist ein wichtiger Teil dessen.

    So wird im Quran auch vielfach gefordert, Über die Schöpfung nachzudenken, z.B. (Englische Interpretation):

    10:5 He is the One Who made the sun a radiant source and the moon a reflected light, with precisely ordained phases, so that you may know the number of years and calculation ˹of time˺. Allah did not create all this except for a purpose. He makes the signs clear for people of knowledge.
    10:6 Surely in the alternation of the day and the night, and in all that Allah has created in the heavens and the earth, there are truly signs for those mindful ˹of Him˺.

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      3 days ago

      Jede Wirkung hat eine Ursache. Wenn zwei verschiedene Ursachen einander entgegenlaufen, dann gibt es keine Wirkung, außer eine Ursache ist stärker.

      Interessanter Gedanke bezüglich Monotheismus! Wenn du erlaubst, würde ich gerne einhaken: setzt das nicht jedoch ein diametrales Entgegenwirken voraus? Du sagst, der Ball bewegt sich nur, wenn eine der Kräfte größer ist. Was, wenn es zwei Kräfte sind, die sich nicht direkt gegenüber stehen, sondern einfach unterschiedliche Richtungen haben? Der Ball würde sich bewegen, in die Richtung, die sich aus der Mischung beider Impulse ergibt.

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        3 days ago

        Es setzt in dem konkreten Beispiel ein diametrales Entgegenwirken voraus. Da wir Göttlichkeit, ob nun mono- oder polytheistisch jeweils einen Willen zuschreiben, würde in dem Fall des Balles die stärkere Kraft bzw. Ursache die Richtung so anpassen, dass ihre Zielrichtung erreicht wird.

        Wenn wir annehmen würden, dass es mehrere Götter gäbe, die komplett gleich in ihren Eigenschaften wären, dann hätten sie keinen Unterschied und wären das Selbe, also eins. Wenn sie Unterschiede hätten, würden das darauf hinauslaufen, dass einem etwas fehlen müsste, was der andere hat. Dann wäre der “Perfekte” der beiden Gott und der andere wäre nicht Gott, weil in der Hierarchie schwächer. Wenn sie gleich “stark”, aber mit unterschiedlichen Willen wären, würden sie sich entweder aufheben, oder sie müssten den gleichen Willen haben, oder ihr Wille würde aus “A will etwas, und B ist es egal” bestehen. Dann würden sie wieder Teil eines schlüssigen Ganzen werden.

        Für eine umfangreiche Auseinandersetzung mit verschiedenen Argumentationen für Monotheismus siehe z.B. hier: https://plato.stanford.edu/entries/monotheism/#ArgGodSim

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          3 days ago

          Ich kann deine Argumentation insbesondere in dem Szenario nachvollziehen, wo es zwei Götter geben würde. So wie ich beispielsweise das griechische oder ägyptische Pantheon verstehe, verteilt sich das göttliche Wirken jedoch auf viele verschiedene Schultern, die jeweils einen gewissen Aspekt abdecken, um in Summe das Ganze zu bilden. Der verlinkte Text von dir zeigt auf, wie es auf einen Gott hinauslaufen müsste, wenn man Gott grundsätzlich “Einheit” unterstellt. Ist diese Grundannahme aber nicht sehr stark durch den in unseren Kulturkreisen vorherrschenden monotheistischen Blick geformt? Dieses “simple”, gleiche,… unterstellen Polytheisten ja gerade nicht. Ein Mensch vereint viele verschiedene Aspekte, Emotionen, Impulse,… in sich. Keiner ist nur gut, nur zornig, nur neidisch, nur mutig. Und doch kommt er am Ende zu einer Entscheidung, obwohl diese unterschiedlichen Kräfte auf ihn wirken. Ist das nicht auch für einen polytheistischen Pantheon denkbar, wo die verschiedenen Kräfte wie die verschiedenen Facetten eines Menschen gemeinsam wirken?

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      5 days ago

      Da ist aus meiner Sicht die Frage interessant, wie du damit umgehst, dass zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse oder Thesen zu ihrer Zeit in diesem Zustand waren und erst sehr viel später überzeugende Beweise gefunden wurden.

      Was meinst du mit “umgehen”? Warum sollte ich damit umgehen? Welche ersten Thesen meinst du eigentlich genau? Die Miasmenlehre?

      Das Ding ist einfach, dass eine These, die nicht überprüft und bewiesen werden kann, die nicht falsifizierbar ist, keine verlässliche Basis für darauf aufbauende Arbeit und damit aus wissenschaftlicher Sicht wertlos ist.


      Deine Begründung dafür, dass du nur an einen und nicht an viele Götter glaubst, ist also, wenn ich dich richtig verstehe, dass du den anderen genannten Entitäten keine göttliche Eigenschaften zusprichst. Und die Eigenschaft, die etwas als göttlich auszeichnet, ist dass nicht selbst von etwas anderem geschaffen wurde, verstehe ich dich da richtig?

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        4 days ago

        Genau, also wenn man Göttlichkeit annimmt, dann muss diese in einem Ursprung liegen, der selbst keinen Ursprung hat. Und dieser Ursprung muss dann notwendigerweise singular sein und damit Gott. Die Anbetung von etwas das nicht Gott ist, ist damit hinfällig, weil die letzte und einzige Instanz Gott ist, die über alles entscheidet.

        Bzgl. von Thesen ist die Sache, dass man in der Ablehnung aller Thesen, die man nicht annimmt notwendigerweise häufig falsch liegt. Dabei beziehe ich mich gerade auf die Anfänge der “Germ Theory” in der Antike https://en.m.wikipedia.org/wiki/Germ_theory_of_disease

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          4 days ago

          Genau, also wenn man Göttlichkeit annimmt, dann muss diese in einem Ursprung liegen, der selbst keinen Ursprung hat. Und dieser Ursprung muss dann notwendigerweise singular sein und damit Gott.

          Das klingt jetzt wie in Zirkelschluss.
          Abgesehen davon ist das, was du beschreibs, eine Form des kosmologischen Gottesbeweises. Der hat allerdings seine Schwächen. Zunächst würde dieses Argument nur zu dem Schluss führen, dass es eine unabhängige, vom bekannten Universum gelöste Ursache geben müsste, dass diese Ursache Gott oder göttlich wäre, müsste einzeln nachgewiesen werden. Des weiteren ist die Aussage, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss, eine empirische, eine erfahrungsbasierte Aussage. Wir haben aber keine Erfahrung mit Urknallphänomenen oder dem, was vor dem Urknall war. Das heißt, wir wissen einfach nicht, ob oder welche Ursache der Urknall hatte. Es gibt auch noch weitere Probleme, aber dafür müsste ich wieder tiefer recherchieren.

          Der Wikipedia-Artikel referenziert die Miasmenlehre als früheste Anfänge der Keimtheorie. Dass die Miasmenlehre verhöhnt oder erst 2000 Jahre später bewiesen worden wäre, stimmt aber nicht. Tatsächlich wurde sie widerlegt, nachdem sie über 2000 Jahre die gängige Erklärung für die Verbreitung von Krankheiten war.

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            4 days ago

            One theory of the spread of contagious diseases that were not spread by direct contact was that they were spread by spore-like “seeds” (Latin: semina) that were present in and dispersible through the air. In his poem, De rerum natura (On the Nature of Things, c. 56 BC), the Roman poet Lucretius (c. 99 BC – c. 55 BC) stated that the world contained various “seeds”, some of which could sicken a person if they were inhaled or ingested.[7][8]

            The Roman statesman Marcus Terentius Varro (116–27 BC) wrote, in his Rerum rusticarum libri III (Three Books on Agriculture, 36 BC): "Precautions must also be taken in the neighborhood of swamps… because there are bred certain minute creatures which cannot be seen by the eyes, which float in the air and enter the body through the mouth and nose and there cause serious diseases."[9]

            Diese wurde zu ihrer Zeit eben nicht weiter verfolgt, weil mit der Miasmentheorie der beobachtbare Horizont erreicht war. Zur Miasmentheorie heißt es im Artikel:

            Miasma was considered to be a poisonous vapor or mist filled with particles from decomposed matter (miasmata) that was identifiable by its foul smell. The theory posited that diseases were the product of environmental factors such as contaminated water, foul air, and poor hygienic conditions. Such infections, according to the theory, were not passed between individuals but would affect those within a locale that gave rise to such vapors.

            Damit stehen beide Theorien schon historisch im Widerspruch und die später bestätigte Germ-Theory “litt” darunter, dass die Grenzen auf das Beobachtbare gezogen wurden. Damit wäre die von dir vertretene Einstellung z.B. im 14. Jahrhundert eher bei einem Anhänger der Miasmentheorie, als bei einem Anhänger der Germ-Theory (in ihren frühen Formen) zu finden.

            Zunächst würde dieses Argument nur zu dem Schluss führen, dass es eine unabhängige, vom bekannten Universum gelöste Ursache geben müsste, dass diese Ursache Gott oder göttlich wäre, müsste einzeln nachgewiesen werden.

            Zunächst wie gesagt, wenn man Göttlichkeit annimmt, dann muss diese singular sein. Den Beweis von Gott sehe ich auch nicht im Kosmos direkt, sondern in den authentischen Überlieferungen und deren Schlüssigkeit, sowie dass das Wirken von Propheten wie Mohammed, Jesus und Moses nicht plausibel ohne Gott erklärt werden kann.

            Man kann schlichtweg sämtliche Überlieferungen ablehnen. Wenn man jedoch keine anderen Überlieferungen hat, die nachweislich schlüssiger sind, kommt man an der Stelle wiederum in den Zirkelschluss, dass es nicht wahr sein kann, weil Göttlichkeit nicht wahr sein darf.

            Deswegen sehe ich Atheismus auch als eine Form von Glauben an. Nur wenn Atheismus dann als vermeintlich wissenschaftlich erhoben wird, widerspreche ich, weil die Trennung zwischen Wissen und Glauben verloren geht. Insofern ist Agnostizismus, im Sinne der Begrifflichkeiten im Artikel dann auch “wissenschaftlicher” als Atheismus. Beide theoretische Möglichkeiten -Existenz oder Nichtexistenz von Gott- werden als prinzipiell gleichwertig betrachtet. Das deckt sich dann auch mit den Beobachtungen der Studie zum Verhalten und Selbstwahrnehmung von Agnostikern, verglichen mit Atheisten und religiösen Menschen.

            • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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              4 days ago

              Also erst einmal waren beide Lehren keine Theorie im wissenschaftlichen Sinne. Deswegen habe ich den Begriff Lehrer verwendet. Zweitens weiß ich immer noch nicht, was du meinst, wenn du mich fragst, wie ich damit “umgehe”.


              Zunächst wie gesagt, wenn man Göttlichkeit annimmt

              Aber warum sollte man Göttlichkeit annehmen?

              Was genau am Wirken deiner Propheten kann nicht ohne Gott erklärt werden?

              Wenn man jedoch keine anderen Überlieferungen hat, die nachweislich schlüssiger sind,

              Schlüssiger im Bezug worauf? Was wird denn damit erklärt, welche Fragen beantwortet?

              Deswegen sehe ich Atheismus auch als eine Form von Glauben an.

              Und das ist eine Fehlansicht. Grundsätzliche ist Atheismus die Ablehnung eines Glaubens an einen oder mehreren Götter, oftmals damit begründet (anders als im Artikel definiert, was ich an anderer Stelle schon kritisiert habe) dass Beweise für die Behauptung der Existenz eines oder mehrerer Götter fehlen. Das ist schlicht die Anwendung der wissenschaftlichen Methodik. Die (agnostische) Behauptung, man könne weder die Existenz noch die Nichtexistenz beweisen, halte ich für wertlos im wissenschaftlichen Sinne.

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                4 days ago

                Das ist schlicht die Anwendung der wissenschaftlichen Methodik. Die (agnostische) Behauptung, man könne weder die Existenz noch die Nichtexistenz beweisen, halte ich für wertlos im wissenschaftlichen Sinne.

                Dann hättest du nach diesem Ansatz die “Lehre” von lebendigen Keimen als Ursache von Krankheiten vor der Mikroskopie genauso abgelehnt. An dem Beispiel sollte dann deutlich werden, warum “Es gibt weder [für mich überzeugende] Beweise in die eine, noch die andere Richtung” wissenschaftlicher ist, als die pauschale Ablehnung.

                Wenn man das konsequent weiter anwendet, ist auch das Problem, dass deine Annahme vom wissenschaftlichen Konsens zu bestimmten Themen auch in der jetzigen Zeit nur subjektiv ist. Jemand “erzählt” dir, dass z.B. menschengemachter Klimawandel der Konsens in diesem Feld ist. Du wirst, sofern es nicht genau dein Feld ist, aber bestenfalls nur einen Bruchteil der Studien in diesem Feld selbst gelesen haben, wenn überhaupt. Da deine Lebenszeit verglichen mit dem Umfang an wissenschaftlichen Studien und Theorien nur sehr begrenzt ist, hast du niemals die Möglichkeit mehr als nur einen kleinen Teil selbst zu untersuchen und zu plausibilisieren. Den Rest musst du zwangsläufig “glauben”, oder grundsätzlich ablehnen.

                Damit wären wir dann auch bei der Frage, inwieweit du dich mit Theologie beschäftigt hast, um zu überprüfen, ob die Ablehnung von Göttlichkeit in deinem subjektivem Rahmen tatsächlich die wissenschaftlichere Variante ist, als agnostisch zu sein.

                Zu den Fragen, was plausibel ist und was nicht: Nach der authentischen Überlieferung war Mohammed ein arabischer Schafhirte und später Händler aus einfachen Verhältnissen, der weder lesen noch schreiben konnte. Der Quran gilt als ein Meisterwerk der Poesie und enthält detaillierte Beschreibungen zu Moses und anderen frühen Propheten, die schlüssig mit der Torah sind. Dazu hat er trotz der Verfolgung durch die Polytheisten von Mekka innerhalb von 23 Jahren einen Staat aufgebaut, der die arabische Halbinsel und in der nächsten Generation weite Teile von Ägypten, Persien und dem Levant erobert und das byzantische und persische Reich zurückgedrängt hat.

                In der Summe übersteigt dies, was ein Mensch realistisch leisten kann. Anders als z.B. mit der Bibel und den Überlieferungen zu Jesus bestehen umfassend mehr Aufzeichnungen , sowohl von innerhalb der islamischen Regionen, wie auch außerhalb. Weiterhin wurde auch die arabische Sprache der Zeit erhalten und damit verbunden die direkte Interpretation, anders als etwas bei der Bibel, deren lateinische und altgriechischen Texte wiederum Übersetzungen aus Aramäisch und anderen Sprachen war.

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                  4 days ago

                  Dann hättest du nach diesem Ansatz die “Lehre” von lebendigen Keimen als Ursache von Krankheiten vor der Mikroskopie genauso abgelehnt.

                  Möglicherweise. Oder ich hätte gesagt, dass es genügend plausible Hinweise gibt, die eine weitergehende Untersuchung notwendig macht.

                  Wenn man das konsequent weiter anwendet, ist auch das Problem, dass deine Annahme vom wissenschaftlichen Konsens zu bestimmten Themen auch in der jetzigen Zeit nur subjektiv ist. Jemand “erzählt” dir, dass z.B. menschengemachter Klimawandel der Konsens in diesem Feld ist. Du wirst, sofern es nicht genau dein Feld ist, aber bestenfalls nur einen Bruchteil der Studien in diesem Feld selbst gelesen haben, wenn überhaupt. Da deine Lebenszeit verglichen mit dem Umfang an wissenschaftlichen Studien und Theorien nur sehr begrenzt ist, hast du niemals die Möglichkeit mehr als nur einen kleinen Teil selbst zu untersuchen und zu plausibilisieren. Den Rest musst du zwangsläufig “glauben”, oder grundsätzlich ablehnen.

                  Nein, das ist zu simpel gedacht. Zum einen habe ich im Physikstudium gelernt, wie man Studien so liest, dass man auch ohne eine genaue Untersuchung der Studie mit einem gewissen Grad an Sicherheit Aussagen über ihre Plausibilität treffen kann, dann gibt es Metastudien, die besagte Studien doch genauer unter die Lupe nehmen und aus dem Grad der Plausibilität der Studien eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ergebnisse machen, dann gibt es da noch die empirische Autorität (Person A hatte sehr oft Recht und Person B, die ebenfalls sehr oft Recht hatte, stützt die Aussagen zu Thema X, dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Aussagen von Personen A zu Thema X zutreffen, hoch) usw.

                  Damit wären wir dann auch bei der Frage, inwieweit du dich mit Theologie beschäftigt hast, um zu überprüfen, ob die Ablehnung von Göttlichkeit in deinem subjektivem Rahmen tatsächlich die wissenschaftlichere Variante ist, als agnostisch zu sein.

                  Ich habe mir verschiedene “Gottesbeweise” angesehen, sie mit logischen Werkzeugen überprüft und keines für überzeugend gehalten.

                  In der Summe übersteigt dies, was ein Mensch realistisch leisten kann.

                  Ähnliches könnte man auch über sehr viele andere Personen behaupten, und auch davon wird vieles mit göttlicher Abstammung erklärt. Alexander der Große dürfte da das bekannteste Beispiel sein. Oder (um mal die göttliche Abstammung als Erklärung auszuklammern) moderne Olympioniken. Michael Phelps hat scheinbar übermenschliches geleistet.

                  Und wie an anderen Stellen schon gesagt, außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise. “Ich kann es mir nicht anders erklären, also Gott” reicht da nicht aus.

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                    4 days ago

                    Nein, das ist zu simpel gedacht. Zum einen habe ich im Physikstudium gelernt, wie man Studien so liest, dass man auch ohne eine genaue Untersuchung der Studie mit einem gewissen Grad an Sicherheit Aussagen über ihre Plausibilität treffen kann, dann gibt es Metastudien, die besagte Studien doch genauer unter die Lupe nehmen und aus dem Grad der Plausibilität der Studien eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ergebnisse machen, dann gibt es da noch die empirische Autorität (Person A hatte sehr oft Recht und Person B, die ebenfalls sehr oft Recht hatte, stützt die Aussagen zu Thema X, dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Aussagen von Personen A zu Thema X zutreffen, hoch) usw.

                    Und wie oft machst du das konkret? Wie gehst du damit um, dass Art und Aufbau von Studien je nach Fach unterschiedlich sind? Ich kann dank Ingenieursstudium Studien in naturwissenschaftlich-technischen Fächern “lesen”. Ob ich bei organischer Chemie wirklich verstehe, was passiert, wage ich trotz bestandener Nebenfachklausur zu bezweifeln. Wenn es dagegen in Gesellschaftswissenschaften geht, würde ich mir nicht anmaßen, Plausibilität sicher bewerten zu können.

                    Zu guter letzt ist deine empirische Authorität auch nur auf Basis des Ausschnittes and wissenschaftlichem Diskurs, den du kennst. Die “empirische Authorität” ist dabei wieder ein subjektiver gesellschaftlicher Feedback-Loop Prozess. Irgendwo hatte ich auch geschrieben, dass es den Spruch gibt, dass wissenschaftlicher Fortschritt in Generationen geschieht, weil erst die Alten ausscheiden müssen, bevor neuen Ideen Raum gegeben wird. Ohne eigene Überprüfung, die du zeitlich bis auf dein Spezialgebiet nicht leisten kannst, bist du dann darauf angewiesen dem zu glauben, was du hörst/liest. Das wird häufig darauf hinauslaufen, was du zuerst gehört/gelesen hast, dass mit deinem bisherigem Weltbild/Wissen zusammenpasst.

                    Aus meiner Sicht überschätzen Atheisten, die ihren Glauben als “wissenschaftlich begründet” erklären, die Grenze ihres Wissens und unterschätzen den Umfang ihres Glaubens. Das deckt sich auch mit dem Ergebnis der Studie, von der der Artikel im Spektrum berichtet.