cross-posted from: https://feddit.org/post/11066347
Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet Paris daran, das Auto von der Innenstadt weitestgehend fernzuhalten. Ein radikaler Kurs mit bemerkenswerten Folgen für die Luftqualität, wie neue Karten jetzt zeigen.
Ich bin überzeugt, dass autofreien Innenstädte auch mit unserer Autolobby in Deutschland möglich ist. Die größeren Widerstände sind aus der Bevölkerung selbst zu erwarten. Wie wäre damit einfach klein anzufangen, die inneren Altstädte oder innerhalb der inneren Ringe komplett für motorisierten Verkehr zu sperren. Ausnahmen wären ÖPV (inkl. Taxi), Lieferverkehr in eingeschränkt auf 2Std am Tag eingeschränkt, emissionsfreien Lieferverkehr (Abtrieb des Fahrzeug) oder besitzt eine einzeln zu beantragende Ausnahmegenehmigung. Rettungwege müssen bestehen bleiben. Voraussetzung wäre ein existierender ÖPNV mit einem Takt von 20min. Wenn man sich größere Städte genau ansieht, ist die Veränderung durch diese Maßnahme oft geringer als auf den ersten Blick angenommen. Es bestehen bereits viele Beschränkungen.
Um es einfacher durchzusetzen, wird es als Pilottest für 5 Jahre angelegt und setzt eine Vorlaufzeit von mind. 12 Monaten an. Damit können Betroffene ihre Lebenssituation anpassen. Nach den 5 Jahren gibt es eine Entscheidung ob das System bestehen bleibt oder auch für privaten emissionsfreien Individualverkehr geöffnet wird.
Nach einiger Zeit und noch längerer Vorlaufzeit sollten, in Innenstädten, auch außerhalb des gesperrten Bereichs öffentliche Parkplätze ohne Zeittarif abgeschafft werden. Dauerstellplätze sind privat zu finanzieren. Auch hier wäre ein zu Fuß erreichbarer ÖPV mit Takt von mind. 20Min-Takt Voraussetzung.
Widerstände gegen diese Maßnahmen würde ich von betroffenen Bürgern und von den Städten selbst (Furcht vor Einzelhandelsterben) erwarten.
Einfach erstmal das Parken auf Strassen und Buergersteigen verbieten. Flupp waer der Verkehr wieder fluessiger, Rettungsdienst und Muellabfuhr kaemen wieder durch.
Vorweg: das Parken im öffentlichen Raum radikal zu überdenken halte ich auch für wichtig.
Aber als Argument “flüssigen Verkehr” zu bringen halte ich für etwas kontraproduktiv. Zum Einen ist schon die Definition von “flüssiger Verkehr” an sich mehr als schwammig. Zum anderen sind die typischen Staustellen eher Kreuzungsbereiche, erzwungene Fahrbahnwechsel und Stellen, an denen sehr unterschiedliche Fahrgeschwindigkeiten bei hohem Verkehrsaufkommen gleichzeitig auftreten können (wir alle kennen diese Hauptstraßen, wo durch unangepasste Geschwindigkeit, sinnlose Spurwechsel und fehlendes vorausschauendes Fahren alle nachfolgenden Fahrzeuge ausgebremst werden und sich Phantomstaus bilden. Besonders deutlich wird das aber auf Autobahnen).
So einfach ist es also leider nicht.
😏
Das Problem sind Klagen. Temporäre Änderungen werden fast genauso viele Klagen bekommen wie dauerhafte, da den Betroffenden klar ist, dass diese dauerhaft werden können. Allerdings gibt es dann zwei Verfahren. Einmal das temporäre und dann den Umbau um es dauerhaft zu machen. Dabei kann als gleich zweimal geklagt werden. Es ist also einfacher keine Experimente zu machen, sondern direkt den dauerhaften Umbau zu starten. Außerdem gibt es in Deutschland die Möglichkeit Volksentscheide durchzuführen. Radentscheide gibt es fast in jeder Großstadt in Deutschland und die sind meist erfolgreich.
Allerdings muss man auch klar sagen, dass die meisten Innenstädte in Deutschland recht große autofreie Zonen haben. Viele Städte dehnen die auch momentan aus.